• Grünland – Das Stiefkind

    Trockenheit, Dürre, Futtermangel, verlorener zweiter und dritter Schnitt … sind Schlagworte der vergangenen Jahre.


    Grünland ist eine Frage des Standortes


    Effekte der Kalkung auf den Boden

    Quelle: (Tabelle pH Wert Skala, Quelle DHG / Hufgard)

    Auf diese Ausgangslage trifft jetzt noch die aktuelle, miserable Bestandessituation, mit der das Grünland in den Winter gegangen ist. Die Flächen waren im Herbst tiefgründig vertrocknet, verdorrt. Zum Schluss wurde noch einmal gemulcht, um wenigstens sauber in den Winter zu gehen. Die übliche Nachsaat blieb gänzlich aus. Wie das Grünland aus dem Winter kommt wird sich zeigen. Die Leistung des ersten Schnittes wird schon in Frage gestellt.

    „Grünland ist eine Frage des Standortes, im Großen wie im Kleinen.“ (Zitat Dr. Neff) Im Großen meint die Exposition wie Klima, Hanglage, Auenlage, Staunässe, flachgründig. Im Kleinen bedeutet: Die Pflanze, die für sich auf den wenigen Quadratzentimetern Standfläche ihre optimalen Wachstumsbedingungen vorfindet, wird sich durchsetzten. Oder anders herum – bei einem niedrigen pH Wert wachsen nun mal nur geringwertige Gräser mit einer niedrigen Futterwertzahl. Da hilft auch keine noch so gute Nachsaat.

    Hochwertige Futtergräser, Kräuter und Leguminosen haben einen pH Wert Anspruch im schwach sauren Bereich, um pH 6. Das passt zudem gut zu dem Bodenanspruch und insbesondere zu dem Anspruch der Mikrobiologie. Diese entwickelt sich bei pH 6 bis 7 im Optimum, darunter fällt die biologische Aktivität rapide ab. Wer soll dann noch die organische Substanz / Gülle umbauen und als Nähstoffe wieder zur Verfügung stellen? Nicht so einfach.

    Regulierung der ph Werte


    Regulierung der pH Werte werden auf dem Grünland in der Regel Kohlensaure Kalke
mit oder ohne Magnesium oder Konverterkalke

    Zur Regulierung der pH Werte werden auf dem Grünland in der Regel Kohlensaure Kalke mit oder ohne Magnesium oder Konverterkalke – beide in erdfeuchter Form - eingesetzt. Diese Kalkformen sind säurelösliche Kalke, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Branntkalk hat nur noch eine geringe Bedeutung, z.B. zur Hygienisierung bei Parasitenbefall im Bereich von Feuchtstellen.

    Die Vorteile der erdfeuchten Kalken sind Ihre einfache Handhabung. Am Feldrand abgekippt, mit Großflächenstreuern ausgebracht, große Streubreite bis 18 m, hohe Flächenleistung.

    Quelle: (Bild HGS 10000 Grünland, Quelle Hufgard)

    Die Nachteile dieser säurelöslichen Kalke liegen in ihrer verzögerten Wirksamkeit. Insbesondere grobkörnige Produkte haben da so ihre Probleme. Die einzige Chance der Verfügbarkeit liegt in der Verwitterung. Aus Calciumcarbonat (CaCO3) und Calciumsilikat (CaSiO3) muss sich nun mal Calciumdihydrogencarbonat (Ca(HCO3)2) bilden um wirksam zu werden. In dieser Form werden H-Atome weggenommen, der pH Wert steigt. Calcium wird abgespaltet und an die Austauscher im Boden angelagert. Dies wiederum führt zur Stabilisierung des Porenvolumen für den Luft- und Wasserhaushalt. Für Magnesimcarbonat (MgCO3) gilt übrigens der gleiche Vorgang.

    Der Hauptwurzelbereich bei Grünland liegt bis 20 cm Tiefe, je nach Gegebenheit auch deutlich tiefer. Eine Bodenbearbeitung findet nicht statt. Wie soll da ein grobkörniges, „griffiges“ Material hinkommen?

    Säurelösliche Kalke müssen in der Bodenfeuchtigkeit gelöst werden. Nur so sind sie mobil. Mit der Versickerung gelangen sie dann nach unten. Ein Prozess, der länger (Jahre) dauern kann.

    Jetzt könnte man sagen, dass auch höhere Bodenorganismen zur Verlagerung beitragen. Die müssen aber bei einem niedrigen pH Wert erst einmal vorhanden sein. Die Düngemittelverordnung schreibt eine Mindestmahlfeinheit von 97 % kleiner 3,15 mm und 70 % kleiner 1,00 mm vor. Auf dem Markt gibt es aber wesentlich feiner und damit verwitterungsfreundlichere Qualitäten.

    Diese haben bei dieser Betrachtung den deutlichen Vorzug. Hier wird schnell an der falschen Stelle gespart.

    Der tatsächliche Kalkbedarf wird auf der Bodenprobe ausgewiesen. Zu jeder Bodenprobe gibt es eine Düngeempfehlung. Dort wird der Kalkbedarf als CaO angegeben. Erdfeuchte Kalke haben einen CaO Wert zwischen 45% und 50 %. Damit werden aus eine Düngeempfehlung von 2000 kg CaO / ha sehr schnell 4000 kg /ha Kalk und mehr. Die Kalkausbringung kann das ganze Jahr erfolgen. Die amtliche Empfehlung sagt nach jeder Nutzung. Bevorzugte Termine sind das zeitige Frühjahr oder der Herbst. Eine leichte Einarbeitung mit dem Striegel bringt Bodenschluss und ist von Vorteil.

    Fazit:

    In diesem Frühjahr gewinnt Grünland deutlich an Bedeutung. Es gilt die Grundfutterversorgung zu sichern. Die Nachsaat muss gelingen. Sie hat ein pH Optimum um pH Wert 6. Dieser Wert kann nach der Düngeempfehlung eingestellt werden. Feinvermahlene Kalke sind zu bevorzugen. Vor der Nachsaat kalken und mit Striegel für Bodenschluss sorgen.

    Georg Englert, LAD Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland

    Wasser – der hingenommene Pflanzennährstoff


    Bei allen aktuellen Diskussionen um die Reglementierungen der Düngeverordnung – oft ist das Wasser der begrenzende Faktor im Pflanzenbau.

    Die Düngekalkhauptgemeinschaft hat deshalb schon vor Jahren das AIF geförderte Projekt „Wassereffizienz“ gestartet. Im Rahmen einer Doktor-Arbeit liegen jetzt die ersten Ergebnisse vor. Durch einen geordneten Kalkhaushalt steigt die Regenverdaulichkeit und das Wasser-haltevermögen nimmt zu.

    Aber der Reihe nach.

    Klimawandel hin oder her, von Menschen verursacht oder nicht, Fakt ist: es wird wieder einmal wärmer auf dieser Welt.

    Wasser – der hingenommene Pflanzennährstoff

    Berücksichtigt man die bekannten Temperaturkurven der letzten 100 Jahre, erkennt man wie rasend schnell sich das Klima ändert. Innerhalb einer Generation haben wir es mit deutlich veränderten Bedingungen zu tun.

    Eine sehr aussagekräftige Datenquelle ist der Deutsche Wetterdienst. www.dwd.de Auf dieser Seite können die Wetterdaten für Hessen in verschiedenen Facetten herunter gebrochen werden. Steigt man etwas tiefer ein, findet man im Zeitraum der letzten 100 Jahre eine Zunahme der Niederschlagsmenge für Hessen von 78 mm. Eigentlich erfreulich, aber der Trend zeigt auch: im Sommer wird es weniger, im Winter wird es mehr.

    Dazu kommt noch, Zitat Dr. Inburg: „Wir erwarten bei vielen Wetterextremen, zum Beispiel Hitzeereignisse, Starkniederschläge und Dürren eine Zunahme der Ereignisse, der Andauer und der Intensität.

    Die Aufgabe besteht also darin das Mehr an Wasser aus dem Winter oder aus Starkniederschlägen im Boden zu halten und im Sommer den Pflanzen zur Verfügung zu stellen. Dazu folgende Fragestellung aus der Naturkalkindustrie: Gelingt es die Porenmatrix von den Feinporen Richtung Grob- und Mittelporen zu verschieben? Bleiben diese Poren auch stabil? Reichen dazu die Kalkmengen der LUFA Empfehlungen aus? Deren aus der Historie heraus gewachsenen Empfehlungen haben das Ertragsoptimum als Basis, nicht den dazu notwendigen Wasserhaushalt. Dieser ist aber heute zunehmend der ertragsbegrenzende Faktor.
    Um diese Fragestellung zu klären wurden aus einer mehrjährigen, über die gesamte Republik verteilten Versuchsreihe zwei Standorte in Schleswig-Holstein herausgenommen. In einem Forschungsprojekt der CAU-Kiel und der TU Berlin in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer wurden im Rahmen einer Doktor-Arbeit verschiedene Bodenparameter betrachtet. Aus der Fülle der Daten soll hier nur auf das Porenvolumen eingegangen werden. Das Porenvolumen regelt im entscheidenden Maß den Wasser- und Lufthaushalt im Boden. Mehr Wasser bedeutet zudem mehr gelöste Pflanzennährstoffe. Mehr Luft bedeutet mehr Sauerstoff und weniger CO2 im Boden.

    Der positive Effekt einer Kalkung lässt sich am besten an dem Standort Barlt darstellen.

    Standort

    Verwendet wurde Kohlensaurer Kalk KK und Branntkalk BK.
    KK 1 / BK 1 entspricht dabei der LUFA Empfehlung für diesen Standort, KK1,5 / BK 1,5 der 1,5 fachen Aufwandmenge nach LUFA.

    Die Tabellen zeigen ein deutliches Bild.
    Das Gesamtporenvolumen bleibt gleich mit leicht steigender Tendenz.
    Die Luftkapazität nimmt deutlich zu, verdoppelt sich teilweise.
    Die nutzbare Feldkapazität nimmt deutlich zu, im Schnitt um 50%.
    Der Totwasseranteil, also nicht pflanzenverfügbares Wasser, nimmt ab.
    Bei der 1,5 fachen Aufwandmenge sind die Ergebnisse deutlich ausgeprägter.
    Die höherwertige Kalkqualität, hier Branntkalk, zeigt die besseren Ergebnisse.

    Zwei Jahre nach der Kalkung waren die Ergebnisse nicht mehr ganz so deutlich zu sehen. Auf diesem Standort hätte dann aber nach guter fachlicher Praxis auch eine Wiederholungskalkung stattgefunden.

    Ergebnis:

    Mit einer Kalkung lässt sich die Porenmatrix von Feinporen in Richtung Grobporen verschieben.
    Die 1,5 fache Aufwandmenge der LUFA Empfehlung bringt bessere Ergebnisse.
    Um das Porenvolumen zu stabilisieren reicht eine einmaligen Maßnahme nicht aus.
    Das gesamte System Austauscherbelegung mit Ca²+ und Mg²+ Ionen und gelöstes Ca und Mg als Hydrogencarbonat muss aufgefüllt werden.
    In Hessen sind immer noch 40 % der Ackerflächen in den Versorgungsstufen A und B, entsprechen also dem Versuchsstandort Barlt.
    Weitere 40 % sind in der Versorgungsstufe C, bedürfen also zumindest einer Erhaltungskalkung. Im Grünland sieht es noch schlechter aus.

    Fazit:

    Starkniederschläge nehmen zu. Die Gesamtniederschlagsmenge nimmt zu.
    Wasser aus diesen Starkniederschlägen und aus dem Winter muss gespeichert werden.
    Dies gelingt durch einen ordentlichen Kalkhaushalt indem eine Verschiebung von Feinporen in Richtung Grobporen stattfindet.
    Verbesserte Porenstruktur mit verbessertem Wasser- und Lufthaushalt führt zu besserem Pflanzenwachstum.
    Frühbezug sichert Einkaufsvorteile ...

    Georg Englert Landesarbeitskreis Düngung Hessen – Rheinland Pfalz - Saarland